Bald blüht es wieder

Schlehdorn

Wer, so wie ich, oft mit dem Zug unterwegs ist, der kann sich schon bald auf ein wunderschönes Schauspiel freuen: Auf den Bahndämmen und Böschungen blüht es im Vorfrühling in duftigen, weißen Wolken. Es sind die Schlehdorn-Sträucher, die sich als erstes herauswagen. Noch vor den ersten Blättern erscheinen unzählige weiße Blüten und bieten Bienen und Hummeln wertvollen Nektar und Pollen. Auch viele andere Insektenarten profitieren von der Pflanze, wie z.B. Schmetterlinge und mehrere Käferarten. Die Früchte dieser Rosengewächse sind runde, blaue, bereifte Beeren, die im September erscheinen. Für Vögel sind sie eine wichtige Nahrung, mehr als 20 Arten leben von ihnen. Da der Strauch zahlreiche Dornen bildet, bieten Schlehenhecken ideale Nistmöglichkeiten für Strauchbrüter wie Amsel, Singdrossel, Gimpel oder Buchfink. Mit den Jungraupen, die an den Schlehenblättern fressen, haben sie die Nahrung für Jungvögel gleich „vor der Haustüre“.

Schlehen Beeren

Für uns sind die Schlehenbeeren in rohem Zustand nicht sehr attraktiv, da extrem sauer. Nach dem ersten Frost werden sie weich und lassen sich zu Marmeladen, Gelee und Likör verarbeiten. Aber Vorsicht, bei der Ernte immer dicke Lederhandschuhe tragen!

Die stachelbewehrten Schlehdorn-Sträucher haben durch Wurzelausschläge die Fähigkeit, rasch eine dichte Hecke zu bilden. Auch aus diesem Grund zählen Schlehen zu den wertvollsten heimischen Wildsträuchern.

In der historischen Landschaft hatten Hecken vielfältige Aufgaben: Wind- und Sichtschutz, Wildschutz (Hag), Nutzung weniger fruchtbarer, steiniger oder felsiger Böden, Trockenstandorte, Hangbefestigung, Deckung für Wild. Für Menschen waren es vorrangig Wildfrüchte, Stangenholz, Flechtmaterial für Körbe, Weide für Ziegen, für Wild und Bienen.

Heute sind nur wenige Standorte für natürliche Hecken übriggeblieben: Straßenböschungen, Gräben, Bahndämme, Einfriedungen von Privatgrundstücken, Gärten, Spielplätzen.

„Auf Stock setzen“

Weiden

Die Praxis, Sträucher wie Weiden, Hasel, Hainbuche etc. in zwei- bis mehrjährigem Rhythmus komplett zurückzuschneiden, um neues Wachstum anzuregen, nennt man „auf Stock setzen“. Der Grund für diese Maßnahme war die Gewinnung von langen, geraden Stangen, die als Werkzeugstiele Verwendung fanden. Der Strauch wird durch den Schnitt zu raschem Wachstum gezwungen, da ihm ja die Blattfläche fehlt, um seinen Wurzelstock zu versorgen. Diese schnell empor geschossenen Triebe sind lang und gerade. Mit Verzweigungen wird gespart. „Rasch zum Licht“ ist die Devise. Es ist also eine Notmaßnahme, die den Strauch zum Wachstum zwingt.

Wir machen heute kerzengerade, gleichmäßige Werkzeugstiele aus Hartholz, keine Notwendigkeit der Stangenholznutzung mehr. Dennoch werden ganze Hänge, Bachläufe, Wegränder regelmäßig „rasiert“, sehr zum Schaden der dort heimischen Fauna. Hecken- und Bodenbrüter verlieren ihren Unterstand, ihre Nahrungsquelle, Kleinsäuger ihre Baue, ebenso wie Reptilien und Amphibien Unterschlupf.

Besonders schlimm wüten hier Maschinen wie Böschungsmulcher und Schlegelmulcher für jedes Gelände. Diese Geräte werden wie ein Mähwerk von einer Zugmaschine aus betrieben und hinterlassen ein wahres Schlachtfeld. Stämme und Zweige werden nicht glatt abgeschnitten, sondern regelrecht zerfetzt, was einen Nachwuchs wesentlich erschwert. Die Lösung wäre ganz einfach: Wenn schon, wie auf Straßenböschungen und Bahndämmen, das Gehölz klein gehalten werden muss, dann sollte nur in Streifen vorgegangen werden. Zumindest sollten einige „Zeugenbäume oder -sträucher“ stehen bleiben, besser längere Streifen des Gehölzes, die bei der nächsten Schnittaktion drankommen, wenn die auf Stock gesetzten Bereiche nachgewachsen sind.

Auf keinen Fall sollte aber im März noch ein radikaler Schnitt erfolgen, da zu dieser Zeit bereits die Vögel ihre Bruttätigkeit aufgenommen haben.

Rosen

Weitere heimische Sträucher, die sich gut als Hecke ziehen lassen und ökologisch wertvoll sind:

  • Holzapfel und Birne
  • Berberitze
  • Himbeere und Brombeere
  • Rotbuche
  • Eberesche (Vogelbeere)
  • Felsenbirne
  • Hasel
  • Holunder
  • Heckenrose
  • Vogelkirsche
  • Kornelkirsche
  • Mehlbeere
  • Sanddorn
  • Schlehe
  • Wacholder
  • Weißdorn

Weitere Infos:

Günstig gärtnern: Letzter Aufruf (guenstiggaertnern.blogspot.com)

Lambert, Larena; Essbare Kräuter und Wildpflanzen; Bassermann 2020

Elisabeth Joas

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